Mit der Globalisierung hat sich die Weltwirtschaft rasant weiterentwickelt. Zu den größten Veränderungen gehören immer komplexer werdende Lieferketten. Vom Baumwollfeld in Indien, über die Textilfabrik in Bangladesch bis zum Einzelhandelsregal in Kärnten legen Produkte oft tausende von Kilometern zurück bevor sie bei uns daheim landen.

Durch diese Komplexität wird für uns zunehmend schwerer nachvollziehbar, unter welchen Bedingungen Produkte hergestellt werden. Kinderarbeit, Sklaverei, Ausbeutung von Arbeitskräften, Umweltverschmutzung und Zerstörung der Tier- und Pflanzenwelt. Das sind nur einige der Probleme, die sich entlang der Lieferkette verbergen können.

Wenn wir diese Missstände aufdecken und bekämpfen möchten, brauchen wir mehr Transparenz. Die Digitalisierung ermöglicht Großkonzernen weltweite Just-in-time-Produktion von Waren. Wenn das Werk in Bangladesch vollautomatisch weiß, wann die weißen T-Shirts im Geschäft in Klagenfurt knapp werden, dann ist auch nachvollziehbar ob Menschenrechte und Umweltschutz eingehalten werden. Der Aufwand, der dazu notwendig ist, ist wirklich überschaubar.

Das EU-Lieferkettengesetz im Detail

Kern des EU-Lieferkettengesetzes ist die so genannte Sorgfaltspflicht. Unternehmen müssen proaktiv prüfen, ob in ihren Lieferketten Arbeits- und Menschenrechtsverletzungen sowie Umweltverstöße vorkommen. Dazu gehören auch schreckliche Praktiken wie Kinderarbeit oder Sklaverei. Sie müssen Risiken identifizieren, Maßnahmen zu deren Vermeidung ergreifen und über ihre Bemühungen berichten. Kommt es dennoch zu Verstößen, können Unternehmen mit Strafen oder zivilrechtlicher Haftung zur Verantwortung gezogen werden. In erster Linie nimmt der Gesetzesentwurf große Unternehmen in die Pflicht. Kleinere Unternehmen werden aber als Zulieferbetriebe dennoch betroffen sein.

Unternehmen werden gezwungen sein, Verantwortung zu übernehmen und genau hinzusehen. Wir werden als Kundinnen und Kunden mehr Transparenz erleben.

Trilog-Verhandlungen: Der nächste Schritt

Nach der Verabschiedung des Gesetzes durch das EU-Parlament stehen nun die sogenannten Trilog-Verhandlungen an. Hierbei werden das Europäische Parlament, der Rat und die Kommission versuchen, einen gemeinsamen Standpunkt zu finden. Dieser Prozess wird die endgültige Form und Reichweite des Gesetzes bestimmen.

„Wir müssen jetzt ganz genau hinschauen. Wir dürfen nicht zulassen, dass die Wirtschaftslobby den Gesetzesentwurf verwässert. Setzen wir uns für verantwortungsvolle Lieferketten ein.  Die Digitalisierung ermöglicht die geforderte Transparenz. Ohne allzu großen Aufwand.“ ist Andreas Preiml, Digitalisierungssprecher der SJG Kärnten überzeugt.